Jede*r hat schon die Erfahrung gemacht, dass eine Zusammenarbeit nicht immer nur in Harmonie funktioniert. Meinungsverschiedenheiten, sowie unterschiedliche Ansichten zu einem Thema dürfen bzw. müssen im Team erlaubt und offen kommuniziert werden.
In Praxen wo Harmonie im Vordergrund steht oder sogar die Harmoniesucht stark gelebt wird, „kippt“ es ab einem gewissen Zeitpunkt, da das Wunschbild „alles ist schön, wir verstehen uns so gut“ nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Praxisinhaber*innen fallen dann in eine Art „Schockzustand“, da Sie nicht verstehen (wollen), was hier gerade passiert. Mitarbeiter*innen die sonst vielleicht eher ruhig sind, wirken auf einmal aufmüpfig, andere wiederum verziehen sich in ihr Schneckenhaus und andere gehen den Weg des geringeren Übels und lassen sich krank schreiben oder kündigen sogar.
Und WARUM?
In den meisten Fällen darf oder wird nicht offen kommuniziert. Vielleicht darf auch nur das gesagt werden, was gehört werden will? Schwierige Themen werden unter den Teppich gekehrt oder ersticken in der Hoffnung, dass sie in Vergessenheit geraten. Dabei ist es egal, um welche schwierigen Themen es sich dabei handelt. Der Prozess, die Entstehung ist immer der Gleiche!
Was ist zu tun?
Der erste Schritt ist, genau dies zu erkennen - wie bin ich und was ist mir wichtig, was und wie will ich es? Harmonie ist grundsätzlich ein Wert. Diesen Wert haben viele Menschen als inneren Antreiber. Dieser kann jetzt nicht einfach so abgeschraubt oder weggedrückt werden. Er ist einfach da. Wer sehr harmoniebedürftig oder auch gar schon -süchtig ist, mag meistens (und braucht) die Nähe zu anderen Menschen. Häufig kommt es in Konfliktsituationen zu quälenden Gefühlen und Gedanken. Das zeigt sich z. B.:
- durch ein unsicheres Auftreten gegenüber dem Team oder der entsprechenden Mitarbeiter*in
- Schlaflosen Nächten verbunden mit viel Grübelei oder
- ein freundliches - unnatürliches - überspielen
Im zweiten Schritt macht es Sinn, sich damit zu arrangieren, anzuerkennen, dass es jetzt so ist. Und hier bleiben viele „stecken“. Nach dem Motto: „Das wird sich schon wieder geben.“ oder „Das sind doch alles erwachsende Menschen, darüber kann doch gesprochen werden - die sollen das mal klären.“ usw.
Entscheidend für eine Veränderung ist jedoch der dritte, der wichtigste Schritt:
Wenn sich Menschen/Teammitglieder reiben, ist das als Chance zu sehen, dass sich in dem Moment etwas Neues entwickeln kann und darf! Es wird in einem Konflikt immer etwas geben, was verbindet und immer etwas, was trennt. Und genau das Trennende ist zu erkennen und zu besprechen. Dazu gehören das Sammeln von Ideen zur Lösungsfindung und das Treffen von Kompromissen oder Vereinbarungen.
Viele trauen sich nicht, diesen Schritt zu gehen. Entweder aus Unwissenheit - wie mache ich das? - oder aus Angst noch mehr Fehler zu machen und somit ggf. noch mehr Unruhe reinzubringen.
Ziel der Führung: Harmonie vs. Auseinandersetzung
Wer Harmonie will, muss in bestimmten Situationen zuerst in die Auseinandersetzung. Und zwar mit sich selbst! Innere Klarheit ist die Voraussetzung für das weitere Vorgehen. Ein individuelles Coaching kann hier eine enorme Veränderung bewirken!
„Wer Harmonie über die notwendige Auseinandersetzung stellt, der erschafft eine Kultur, in der die Angst vor Konflikten die Entwicklung lähmt.“ - Boris Grundl